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12.09.2008, 10:45 Uhr
Anforderungen in Ausbildungsberufen steigen weiter
Im Rahmen eines JU-Talks des Kreisverbandes der Jungen Union (JU) Nienburg diskutierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verbänden die Situation der dualen Ausbildung im Landkreis Nienburg. Der Kreisvorsitzende der JU, Maik Beermann, machte angesichts einer Lücke von rund 300 Ausbildungsstellen im Bereich der Nienburger Hauptagentur für Arbeit deutlich, dass ein Ausbildungsplatz heutzutage keine Selbstverständlichkeit sei. IHK-Geschäftsführer, Leonhard Bebing, zeigte sich angesichts einer rund 15-prozentigen Steigerung bei Ausbildungsverhältnissen in 2008 zufrieden. „Der Ausbildungspakt der Wirtschaft hat sich bewährt. Qualifizierte Bewerber bekommen immer eine Chance“, so Bebing.
Ergänzend führte Utz Kantor von der Arbeitsagentur aus: �Schulische Ausbildungsberufe führen wir nicht in der Statistik. Die sogenannten unversorgten Bewerber absolvieren meist eine weiterführende Schule�. �Es wird in manchen Bereichen deutlich weniger ausgebildet als noch vor einigen Jahren�, machte Kantor deutlich. Als Beispiel nannte er die Baubranche. Seit der Abschaffung der Eigenheimzulage wird deutlich weniger gebaut, dass wiederum sei auch bei den weniger angebotenen Ausbildungsplätzen erkennbar. Der Trend der Unterversorgung führt zu steigenden Schülerzahlen im Vollzeitunterricht an der BBS. Bernhard Flögel, Vertreter der BBS Nienburg, wies vor diesem Hintergrund auf die Notwendigkeit reduzierter Klassenstärken hin. �Der Stellenwert von Förderunterricht und naturwissenschaftlichen Fächern an Berufsbildenden - Schulen sollte gestärkt werden�, unterstrich Flögel. Als Vertreter der CDU-Mittelstandsvereinigung bekräftigte Willi Ötting, der auch gleichzeitig selbständiger Unternehmer ist und in seinem Betrieb im Südkreis Nienburgs unter anderem den Beruf des Werkzeugmachers ausbildet, die Forderung nach besseren schulischen Kenntnissen: �Technische Berufe haben Zukunft, aber als Voraussetzung sollten die Auszubildenden fit in Mathe und Physik sein�. Alexander Eggers von den Wirtschaftsjunioren, auch selbständiger Unternehmer in der IT-Branche, verwies zudem auf die Bedeutung von Sozialverhalten im Sinne von Pünktlichkeit und korrektem Erscheinungsbild. Auf Unverständnis stieß bei den Teilnehmern das stets �vielstimmige Konzert� zwischen Bund, Ländern und Kommunen bei Bildungsfragen. Eckhard Heine, CDU-Kreisvorstandsmitglied und Bewerber für das CDU Bundestagsmandat, fordert Transparenz bei Fördermitteln und Verantwortlichkeiten. �Das Füllhorn von allen Seiten ausschütten, ohne Kompetenzen zwischen Bund und Land zu verändern, wird unsere Probleme nicht lösen�, warnte Heine. Die Teilnehmer waren sich einig, dass Deutschland, um im internationalen Bildungswettbewerb zu bestehen, die Reformanstrengungen verstärken muss. Willi Ötting richtete als Unternehmer einen Appell an die rund 20 Teilnehmer: �Auch wegen der demografischen Auswirkungen am Arbeitsmarkt sollten wir jungen Menschen eine Chance geben. Aber Schülern und Auszubildenden muss auch klar sein, dass Anforderungen tendenziell weiter steigen werden�. Es ist zwingend erforderlich, dass die Investitionen in Bildung nicht in einen Stillstand verfallen, sondern erhöht werden. Dabei ist es wichtig das Geld auch klug zu investieren. Es muss gestattet sein zu hinterfragen, ob es immer notwenig ist in die Bausubstanz anstatt in technische Mittel zu investieren. �Natürlich ist es schön, wenn man eine repräsentative Außenhülle vorweisen kann, die schulischen Leistungen der Schüler werden dadurch jedoch nicht besser�, so Beermann. Deshalb wird die JU auch von der CDU-Kreistagsfraktion ein verstärktes Kümmern um diese Belange einfordern. Um ein Optimum zu erreichen, benötigt man im gesamten Bundesgebiet eine optimale Kinderbetreuung, den weiteren Ausbau von Ganztagsschulen mit pädagogischer Betreuung in allen Schulformen, berufsbegleitenden Unterricht und eine der Zeit entsprechende technische Ausstattung in Form von PC´s, Versuchslabore, Werkräume etc. Einig waren sich alle Teilnehmer im Bezug auf den heimischen Mittelstand: er sei Erfolgsfaktor und Erfolgsträger auch im Bereich der Ausbildung junger Menschen. Als handfeste Unterstützung verzichtete der JU-Chef auf Referentengeschenke zugunsten einer Spende über 100 Euro an den Förderverein der BBS Nienburg. 
aktualisiert von Gottfried Schwarz, 30.08.2016, 10:46 Uhr